Enrico Pilz

Von allem ein bisschen, bitte.

Murp

Dieses Buch ist ein Ratgeber. Es beschreibt die Erlebnisse zweier Paare plus Haustiere während einer Ausstellungstour durch Autobahnraststätten. Dabei werden einige teils grenzwertig absurde Lebenssituationen beschrieben, bei denen sich Menschen nach externen Maßstäben “verbessern” sollen. Seien es die Problemfamilien im Fernsehen, deren Wohnungen entrümpelt und Körper trainiert werden. Kraftfahrer, die sich nicht ganz an die Vorschriften halten und entsprechend gemaßregelt werden. Die Schulklasse, die 16 Stunden am Tag lernt. Ansprüche der Partner, die radikal erfüllt werden.

Hartmut, eine der Hauptpersonen, notiert Ratschläge auf im Buch verteilte Abschnitte / Zettel, wie man gerade aus diesem Perfektionismus ausbricht und unperfekt handelt. Bewußt wird jeder Nutzen aus dem Unperfekten ausgeschlagen.

Entspannung, damit man später wieder volle Leistung geben kann? Nein, kurz vor oder während schwieriger Aufgaben noch gemütlich ausruhen. Reden mit dem Partner, damit sich Konflikte lösen können? Nein, lieber versuchen Gedanken zu lesen und alles Mögliche unterstellen. Morgens joggen gehen, damit man fit für den Tag ist? Ja, aber sich dabei verausgaben und halb tot wieder ins Bett fallen. Probleme lösen? Nein, lieber in die Totstellung bzw. den “langen Hänger” gehen. Wichtig ist, bei allem auch ein schlechtes Gewissen zu haben, sonst wäre man ja glücklich und damit wieder etwas mehr perfekt.

Der Murp ist dabei das krönende Konzept. Er beschreibt den Zustand, wenn man eigentlich etwas Wichtiges machen sollte, sich aber stattdessen in etwas anderem verliert. Etwa, wenn man für einen Umzug noch dringend Kisten packen muss, dabei aber alte Comics findet und diese erstmal liest, bis die Möbelpacker kommen.

Für mich bleibt die Frage, was in dem Buch Satire und was ernst gemeint war.

 

Früher: Der Termin

Später: Exposition mit Reaktionsverhinderung