Enrico Pilz

Von allem ein bisschen, bitte.

Lisboa

Nachfolgend wird mein subjektiver und maßgeblicher Rückblick als Teilnehmer am Programmierwettbewerb SWERC 2006 in Lissabon gegeben.

17. November (Freitag): Anreise

Der Zug fährt um 06:35 ab. Nachdem diese Hürde genommen ist, geht nach Stuttgart zum Flughafen und ganz langsam Richtung Lissabon. Dann kommen wir mittags an. Zum Hotel an der Costa de Caparica geht es über Bus, dann ein Zug, der sehr nach Meer riecht und dann ein Wackelbus, der durch sehr enge Kurven muß, nicht unbedingt langsam fährt und trotzdem lange braucht.

Passend zu Portugal gehen wir gleich mal indisch essen. Dafür sehr interessant: Es gibt Ice Tee mit dem Geschmacksstoff Mango und Ananaslimonade.

18. November (Samstag): Practice

Morgens aufstehen. Eigentlich wollte ich um 06:00 aufstehen, duschen und ab 06:30 lange frühstücken. Dank Zeitumstellung hatte ich die wohl einmalige Gelegenheit, schon um 05:30 einen Spaziergang am Meer machen und sehr viel später einen Sonnenaufgang zu erleben. Zum Frühstück gibt es unter anderem Rührei, gebratenen Speck und so seltsame kleine Cocktailwürstchen, von denen ich sogar eins zur Hälfte gegessen habe.

Um 08:30 fahren Busse uns zur Universidade Nova de Lisboa (Nova), wo wir wieder warten dürfen. Man gibt uns Beutel mit Tshirt, Badges und Infomaterial. Ich bin Teilnehmer 237 der Universität Ulm im Team 3. Wieder warten.

Es folgen zwei Talks und ein Mittagessen in der dortigen Mensa mit einem leckeren einheimischen Kabeljau-Gericht. Dann noch einige Anmerkungen und schließlich die Practice Session. Natürlich ist es auch ganz wichtig, erstmal das Tastaturlayout umzustellen und für die Jünger des vi die Einstellungen reinzuhacken. Die Pfeiltasten sind ungünstigerweise in den Buchstabenblock integriert, was gleich zu einer Tastaturbestellung führt. Wir haben unseren Reservemann dabei und stürzen uns gleich auf die drei Aufgaben, d.h. viel Spaß mit C++ und lösen tatsächlich ein oder zwei.

Bei der Fragerunde motzen einige über die relativ harten Zeit- und Speicherlimits. Diese werden dann auch bis zum nächsten Tag aufgeweicht. Dann geht es zurück zum Hotel.

Beim Vergleich von sommerlichen überfüllten Strand im Werbeprospekt mit herbstlichen leeren Strand vorm Fenster fällt eine erhebliche Diskrepanz auf. Trotzdem baden Einheimische, angeblich hat das Meer noch um die 20 °C.

Ebenfalls sehr interessant: Es gibt helle Rosinen und etwas namens Guarana Antarctica. Das Zeug wirkt angeblich ähnlich wie Koffein, wäre aber verträglicher und schmeckt seltsam. Für angehende Informatiker also genau das Richtige.

Gegen 20:00 Uhr gibt es noch ein großes Dinner mit allerlei einheimischen Gerichten. Die unvermeidliche Überfressung und resultierende Alpträume werden die Leistungen am nächsten Tag wohl beeinflußt haben.

19. November (Sonntag): Contest

Der eigentliche Tag des Wettbewerbs. Wir werden schon zu nachtschlafender Zeit, d.h. 07:30 mit dem Bus abgeholt. Eine Menge weißer Tshirts hört sich noch die letzten Bemerkungen an und verteilt sich dann auf die Räume.

Innerhalb der ersten zwei Stunden konnten wir drei Aufgaben lösen und sind kurzfristig auf Platz acht. Leider war es das dann auch und wir beißen uns an den restlichen Aufgaben die Zähne aus. Am Ende wird es für Platz 20 reichen.

Da jeder eine Aufgabe gelöst hat, durfte auch jeder mit einem Ballon rausgehen. Wobei es zur Aufgabe F noch die wenig ruhmvolle Geschichte gibt, daß die Testfälle unvollkommen waren und eigentlich falsche Lösungen als korrekt akzeptiert wurden. Jetzt rate mal, welche Aufgabe ich bearbeitet habe …

Dann dürfen wir noch ewig auf den Bus warten. Bei den anderen Fahrten wurden drei Busse verwendet, bei der letzten Fahrt zum Hotel nur ein Bus. Am Abend passiert nicht mehr soviel, naja, noch was essen gehen. Es gibt schon komische Fische …

20. November (Montag): Praça Comércio

An diesem Tag sind wir in die Innenstadt von Lissabon umgezogen. Wieder mit dem Bus, allerdings nicht der Wackelbus, sondern eine direkte Verbindung. Dort krabbeln wir auch gleich in die Tiefe. Im Vergleich zu den deutschen sieht man den Metrostationen an, daß Künstler mit der Ausgestaltung beauftragt wurden. Bei der Station Parque ist alles in dunkelblau gehalten mit schwarzen Inschriften. Dadurch wirkt der Fahrsteigtunnel gleichzeitig düster, kühl und interessant. Ebenfalls schön sind Oriente und Alameda, die anderen haben wir uns leider nicht angesehen.

In der Stadt fehlt der Wind vom Meer. Spätestens hier also ärgern wir uns, daß wir Winterklamotten mitgenommen haben, es reicht ein Tshirt.

Wir machen noch einen Ausflug in die Stadt. Man wird alle zehn Meter gefragt, ob man eine Sonnenbrille oder Haschisch kaufen will. Spätestens an der Stelle dachte ich über einen Haarschnitt nach. Wir tappen also durch die Altstadt, begucken den Elevador de Santa Justa von außen, überqueren den Praça Comércio mit einem irrsinnig großen Weihnachtsbaum und machen uns dann auch schon wieder auf den Rückweg.

Die Suche nach einer Metrostation ist für einen von uns verwirrend. Metrostationen sind mit einem großen weißen serifenlosen M auf roten Grund gekennzeichnet. Eine dortige Handelskette wirbt mit einem großen weißen serifenbehafteten M auf violetten Grund. So steht also besagte Person vom Kaufhaus und wundert sich, warum wir grinsend auf der anderen Straßenseite stehen und die “Dreh-Dich-Mal-Rum”-Handbewegung machen.

21. November (Dienstag): Belém

Ein Sehenswürdigkeitenbesichtigungsmarathon. Nach dem Frühstück besuchen wir das Castelo de São Jorge (alte Burg, viele Steine), dann trennt sich unsere Gruppe eher unbeabsichtigt. Wir fahren weiter nach Belém und besuchen dort den Padrao dos Descobrimentos (jüngeres Denkmal, viel Stein), in dem es auf einem Zwischenstockwerk ein wunderbares WLAN gibt. Dann noch Torre de Belém (alter Vorposten, viel Stein) und ein Kulturzentrum (jüngeren Datums, aber auch viel Stein). Das Kloster schaffen wir fußbedingt nicht mehr und wir machen uns wieder auf dem Weg ins Hotel.

22. November (Mittwoch): Oceanário de Lisboa

Heute ist die andere Richtung dran. Es geht mit der Metro nach Oriente zum Expogelände. Der Torre Vasco da Gama ist leider geschlossen und die Brücke mit 17 km ein bißchen zu lang um einmal rüberzulaufen.

Dafür gibt es noch das Oceanário. Sehr faszinierend. In der Mitte ein Bottich mit 5 000 m³ Wasser und sehr vielen Fischen. Sardinen, Makrelen, Thunfische, ein Sonnenfisch, Mantas, Rochen und diverse Haie. Man wartet die ganze Zeit auf ein Gemetzel, aber anscheinend werden die Haie gut gefüttert. Die Nebenstellen mit Pinguinen, Seeottern und Drachenfischen sollte man auch mindestens einmal im Leben gesehen haben, aber das Zentralaquarium reicht auch aus.

Es zeigen sich allgemeine Ermüdungserscheinungen und wir machen uns auf dem Weg zum Hotel. Entweder heute oder gestern haben wir auch das lokale Kaufhaus, vergleichbar mit KaDeWe, besichtigt. Ein Fernseher mit 50 Zoll Bildschirmdiagonale ist nur solange interessant, bis man den fünfstelligen Preis sieht, bei dem vorne fast eine drei steht.

23. November (Donnerstag): Botanischer Garten

Zur Besichtigung des Jardim Botânico gehen wir erstmal den falschen Berg hoch, dann den richtigen, verwerfen tibetanisch essen gehen und schauen dagegen die herbstliche Botanik bei Nieselwetter an. Die Begeisterung hält nicht lange und wir kommen auf dem Rückweg ins Hotel noch ein, zweimal in richtigen Regen. Den Nachmittag haben wir dann wohl verquatscht und verschlafen.

24. November (Freitag): Abreise

Der letzte Tag. Eigentlich nichts besonders: Frühstück, dann an der Bushaltestelle auf den Bus warten, am Flughafen auf den Abflug warten, im Flugzeug auf die Landung warten, in Stuttgart zweimal lange auf den Zug warten, im Zug auf die Ankunft in Ulm warten, in Ulm auspacken und ab ins Bett. Das einzig bemerkenswerte war, daß es in Ulm genauso warm war wie in Lissabon.

 

Früher: Witz

Später: Theorie der dicken Kinder